Verkehr: Varel braucht eine Ortsumgehung (Schreiben an NLStBV)

Zum Thema Ortsumgehung für Varel haben wir das folgende Schreiben an die Niedersächsische Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr (NLStBV) in Hannover geschickt:

Sehr geehrte Damen, sehr geehrte Herren.

In den sechziger und siebziger Jahren wurde die B 437 (Adolf-Heidenreich-Straße) als Ortsdurchfahrt in Varel geplant und gebaut. Gegen erheblichen Widerstand durch Bürgerinnen und Bürger ist damals der Bau von der Ratsmehrheit durchgesetzt worden. Die Straßenbauverwaltung hat dem umstrittenen kommunalpolitischen Wunsch nachgegeben. Schon bald stellte sich heraus, dass der Bau der Ortsdurchfahrt ein historischer Fehler war. Für städtische Planungen wurde die für eine Kleinstadt gigantische Straße immer mehr zum Problem. Das Verkehrsaufkommen nahm von Jahr zu Jahr zu und die B 437 wurde neben der B 212 eine der Hauptzufahrten zur Wesermarsch und zum Wesertunnel. Heute ist das Verkehrsaufkommen der B 437 dem Verkehrsgeschehen auf der A 29 gleichzusetzen, dass heißt wir haben eine Autobahn quer durch Varel.

Die damals begangene Fehlplanung wurde schon bald erkannt und deshalb steht der Bau einer Ortsumgehung seit über vierzig Jahren auf der kommunalpolitischen Tagesordnung. Weil davon ausgegangen werden muss, dass der Durchgangsverkehr durch den Bau des Jade-Weser-Ports und touristische Entwicklungen weiterhin stark zunehmen wird, muss eine Problemlösung gefunden werden. Durch die Aufnahme einer Ortsumgehung Nord in den Bundesverkehrswegeplan und die Planungsüberlegungen des Landes Niedersachsen sieht ZUKUNFT VAREL e.V. eine gewisse Dynamik und Notwendigkeit in konstruktive Beratungen einzutreten. Wir möchten auf jeden Fall verhindern, dass der vor etwa einem halben Jahrhundert begangenen Fehlplanung eine weitere hinzugefügt wird.

Varel ist eine wirtschaftlich starke, lebendige Stadt. Deshalb muss Ziel- und Quellverkehr akzeptiert werden. Für den stetig wachsenden Schwerlastverkehr auf der B 437 und der L 819 wird eine Problemlösung jedoch immer drängender.

ZUKUNFT VAREL hat deshalb den Bau der Ortsumgehung in zwei gut besuchten Versammlungen zum Schwerpunktthema gemacht. Einer Erläuterung der Ergebnisse der verkehrswirtschaftlichen Untersuchung (VWU)1 in der Region Varel folgte eine lebhafte Aussprache, die zusammengefasst folgendes Ergebnis hatte:

  1. Die Varianten 3, 4, 5, und 6 fanden überhaupt keine Zustimmung, da unmittelbar südlich von Varel (Varianten 3 und 4) umfangreiche Siedlungen entstanden sind, die dann abgerissen werden müssten. Das wäre ein Eingriff, der auf keinen Fall verantwortet werden kann. Als Alternative zur jetzigen B 437 wäre in den sechziger Jahren eine Südumgehung noch denkbar gewesen. Die dargestellten weiteren südlichen Umgehungen (Varianten 5 und 6) wurden ebenfalls als unrealistisch angesehen, da sie durch bebaute Bereiche hren und die Bodenverhältnisse für den Bau einer Bundesstraße ungeeignet sind.

  2. Die Nordumgehung wurde ebenfalls sehr skeptisch beurteilt. Eine solche Trasse würde umfangreiche Baugebiete berühren und belasten. Außerdem bieten sich die Bodenverhältnisse für einen Straßenbau nicht gerade an. Befürchtet wird jedoch eine weitere Lärmschneise. Die Stadt Varel ist schon jetzt mit Straßen, die hohe Lärmwerte haben, reich gesegnet. Dabei handelt es sich hauptsächlich um Wohnstraßen, die einer wachsenden Belastung ausgesetzt sind und hohe Wertverluste mit sich bringen.

  3. Die Realisierung einer Ortsumgehung auf Vareler Gebiet wurde von der Mehrheit der Anwesenden für außerordentlich schwierig gehalten, da immer die Entlastung einiger Bereiche zur Belastung an anderen Stellen führt. Das könne nicht Sinn einer solchen Maßnahme sein. Denkbar sei eine räumliche Lösung unter Einbeziehung von Gebieten der Wesermarsch und des Ammerlandes. Das eigentliche Problem wurde darin gesehen, dass nur drei Autobahnabfahrten (B 212, B 211 und B 437) ohne Lastbeschränkungen in Richtung Wesermarsch befahren werden dürfen.

  4. Ein weiterer Punkt, der von den Versammlungsteilnehmern sehr kritisch gesehen wurde, ist der plötzliche auftretende – angebliche – zeitliche Druck. Um die Entlastung durch eine Ortsumgehung für Varel beurteilen zu können, muss die Vareler Belastung bekannt sein. Diese wird sich, laut der verkehrswirtschaftlichen Untersuchung (VWU), durch die geplante Autobahn A 20 deutlich verringern. Die Anwesenden waren mehrheitlich der Meinung, dass diese Entwicklung zuerst abgewartet werden sollte.

ZUKUNFT VAREL schließt sich den Argumenten der Versammlungsteilnehmer an, und bittet und beantragt wegen des zunehmenden Verkehrs östlich von Varel gelegene Bereiche in die Untersuchung einzubeziehen:
Denkbar ist die Ertüchtigung der L 820, damit die Lastbeschränkung ab Jaderberg aufgehoben werden kann. Dadurch würde sich ein großer Teil des Schwerlastverkehrs verlagern.
Angespro
chen wurde in der Versammlung auch eine Untertunnelung der B 437.

ZUKUNFT VAREL geht davon aus, dass es in Varel noch zu umfangreichen Diskussionen kommen wird und wäre Ihnen dankbar, wenn Sie die vorstehenden Anregungen in Ihre Überlegungen einbeziehen.

Mit freundlichen Grüßen
Karl-Heinz Funke

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